Jubiläumsfonds

Gründung – 1908

Auf Initiative des Ministeriums für öffentliche Arbeit und mit Unterstützung der Stadt Wien wurde 1908 – anlässlich des 60jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef I. – der „Kaiser Franz Josef I. Jubiläumsfonds für Werkstättengebäude und Volkswohnungen“ (KFJ), mit dem Auftrag leistbare Werkstätten für das Kleingewerbe und ebensolche Wohnungen für deren Inhaber zur Verfügung zu stellen, gegründet. Dieser Auftrag sollte durch die Errichtung eines großen Werkstätten- und Wohngebäudes erfüllt werden.

Die Stadt Wien widmete zum Zweck der Errichtung eines solchen Werkstättengebäudes ein rund 5.200 m² großes Grundstück an der Linken Wienzeile, schenkte es dem Fonds und bereits ein Jahr später im August 1909 konnte der in moderner Stahlbetonbauweise errichtete Werkstättenhof mit rund 150 Werkstätten und 40 Wohnungen fertig gestellt werden.

Der Werkstättenhof war damit auch ein besondere – und im Grunde genommen auch sehr moderne – Form der Wirtschaftsförderung. Zum Einen war er als wirtschaftliche Unterstützung des Kleingewerbes gedacht, das zunehmend Probleme hatte leistbare Werkstätten zu finden, das insbesondere Hinterhöfen zunehmend durch Zinshäuser ersetzt wurden. Zum Anderen war es aber auch eine soziale Maßnahme, da helle und gesunde Arbeitsräume zur Verfügung gestellt wurden, die bessere Arbeitsbedingungen auch für die Angestellten zur Folge hatten.

100 Jahre Kfj 11 +

Auflösung – 1939

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Fonds im Jänner 1939 aufgelöst und das Fondsvermögen – also der Werkstättenhof - der Stadt Wien übertragen.

Während des Zweiten Weltkrieges versteckte der Kunsthandwerker Reinhold Duschka in seiner Werkstätte im vierten Stock die jüdische Chemikerin Regina Steinig (geb. Treister) und ihre Tochter Lucia Treister (später Heilmann). Da aber im November 1944 der vierte Stock des Werkstättenhofes, und damit auch Reinhold Duschkas Werkstatt, durch mehrere Bombentreffer beschädigt und unbenutzbar wurden, organisierte Reinhold Duschka ein neues Versteck in einem Geschäftslokal in der nahe gelegenen Gumpendorfer Straße. Dort verbrachten die beiden Jüdinnen die verbleibenden Monate bis zur Befreiung Wiens im April 1945.

Reinhold Duschka erhielt dafür am 19. Jänner 1990 die Auszeichnung als „Gerechter unter den Völkern“ und an der Fassade des Werkstättenhof erinnert seit 2013 eine Gedenktafel an den couragierten Mieter des Werkstättenhofes. Auch der Roman „Am Seil“ von Erich Hackel erzählt die Geschichte von Reinhold Duschka, Regina Steinig und Lucia Heilmann und von ihrem Leben im Versteck in der Werkstatt im vierten Stock des Werkstättenhofes.

Wiederherstellung – 1955

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der durch Bombentreffer im November 1944 beschädigte Werkstättenhof bereits im Jahr 1950 wieder instandgesetzt. Die Beschädigungen waren trotz mehrerer Treffer vergleichsweise gering und betrafen hauptsächlich den vierten Stock. Durch die Stahlbetonbauweise durchschlugen die Bomben nämlich nicht die Decke des dritten Stocks und die Arbeit in den Werkstätten darunter konnte weitgehende fortgesetzt werden.

Im August 1955 wurde schließlich auch der KFJ als Rechtspersönlichkeit wieder hergestellt und er wird seither wieder durch ein Kuratorium bestehend aus Vertreter und Vertreterinnen des Bundesministeriums für Wirtschaft und der Stadt Wien verwaltet.

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